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Katastrophenschutzübung "Roter Eber"

Am 8. und 9. Juni 2018 fand in Chamerau eine große Katastrophenschutzübung statt. Angenommen wurde Unfall von Waldarbeitern. Daraus entwickelte sich ein großer Waldbrand. Parallel wurden dann noch andere Schadensereignisse wie ein Busunglück oder ein Gebäudebrand simuliert, um die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren, Rettungsdienst, THW uvm. zu demonstrieren. Auch wir waren 2 Tage mit dabei und unterstützten die Einsatzkräfte bei der Waldbrandbekämpfung.

 

Zeitungsbericht des "Bayerwald-Echo, Schwerpunkt Ost" vom 11.6.2018:

Vorbei: Roter Eber - toter Eber!

Übung Katastrophenschutzübung fordert bei schwülem Wetter alles von den Einsatzkräften und bietet den Zuschauern gute Einblicke.

Von Johannes Schiedermeier

Landkreis. Auch wenn man nur ein Übungsopfer ist, hat man richtig zu leiden. So ist es auch am Samstag. Mit Schädelbrüchen, schweren Wunden und offenen Brüchen liegen die realistisch geschminkten Businsassen kunstblutend schon eine halbe Stunde vor dem Alarm im Wrack des Busses unter der Regenbrücke bei Chamerau. Kreuz und quer und übereinander, so wie es ausgesehen hätte, wenn das Fahrzeug tatsächlich über die Böschung gestürzt wäre, wie es das Drehbuch vorsah.

Die Sonne brennt mit schwülen 28 Grad auf das Wrack, das auf der Seite lag. Drinnen verteilt Thomas Rackl noch einmal letzte Spritzer Kunstblut und verschwindet dann. “Spinnst Du, ist das heiß”, stöhnt einer mit schwerer Kopfwunde. Dann kündet endlich das erste Martinshorn vom Nahen der Retter. Die müssen aber auch erst die Frontscheibe heraustrennen und in das Dach eine Türe schneiden. Nach einer Viertelstunde frisst sich das Blatt einer schweren Stichsäge mit ohrenbetäubendem Rattern durch das Blech.

“Wer schreit, kann noch”
Ein Notarzt zwängt sich als erster durch die Öffnung in der Fontscheibe. Er muss die Opfer klassifizieren nach Schwere ihrer Verletzungen. Hinten schreit einer ständig: “Hilfe. Ich kann nicht mehr. Holt mich raus!” Er kommt nach eineinhalb Stunden als Letzter dran. Der Notarzt verrät später, warum: “Wer schreit, kann noch. Auch warten!” In diesen eineinhalb Stunden zeigen Rettungsdienste, Feuerwehren und Polizei Hand in Hand eine beeindruckende Leistung am Buswrack. Jeder Verletzte wird durch eine eigene Mannschaft versorgt und abtransportiert, nachdem er genauestens untersucht und transportfähig gemacht worden ist. Die vier Toten liegen abgedeckt abseits. Rettungsdienstleiter Mich Daiminger erklärt auf der Brücke rund 1000 Zuschauern genau, was gerade zu ihren Füßen abläuft. Auch ein Rettungshubschrauber landet.

Auf der anderen Seite des Regens läuft eine zweite Rettungsmaschinerie. Dort liegen drei weitere Verletzte in einem Pkw, der mit dem Bus zusammengestoßen ist. Die Feuerwehr trennt das Dach des Wagens ab. Der Notarzt wird mit dem Helikopter eingeflogen und abgeseilt. Dann zeigen Rettungsdienst, Bergwacht, Wasserwacht und DLRG, wie bei ihnen Zusammenarbeit läuft: Der Unfallort ist durch die Bahnlinie abgetrennt. Die Verletzten werden an einem Seil auf Tragen in Booten übergesetzt. Dabei dienen Schwimmer der DLRG als Antrieb, weil das schonender für die Verletzten ist als der Außenborder. Der Rettungsdienst sorgt dafür, dass die drei Verletzten aus dem Pkw reibungslos in die Versorgung der Busverletzten eingereiht werden.

Schnitt. Das Drehbuch sieht Waldbrand vor. Die Annahme: Das Feuer hat sich über Nacht ausgebreitet. Die Feuerwehr hat Versorgungsleitungen aus allen Richtungen aufgebaut und Landrat Franz Löffler den Katastrophenfall ausgerufen. Überörtliche Einheiten treffen aus Ober- und Niederbayern und aus Tschechien ein. Den Zuschauern wird einiges geboten. Im Minutentakt treffen Helikopter der Polizei und der Bundespolizei ein und löschen mit Außenbehältern. Live vorgeführt wird auch deren Betankung und die Auslösung in der Luft. Dann Auftritt des tschechischen Löschpanzers. Begleitet von dicken Dieselwolken rattert er Richtung Waldrand, richtet seine Löschkanonen aus und schickt zwei dicke Wasserstrahlen zwischen die Bäume. Kurz darauf sprüht sein kleiner Bruder, das Löschunterstützungsfahrzeug “LUF”, aus allen Düsen. Auf Ketten und ferngesteuert kostet es mit Zubehör rund 250 000 Euro, weiß Kreisbrandrat Mike Stahl.

15.30 Uhr: Sau tot!
Das Drehbuch findet, dass es gegen 14.30 Uhr genug ist. Prominenz trifft Retter im Chamerauer Schulhaus bei Schnitzel mit Kartoffelsalat. Der tschechische Innenminister Lubomir Metnar war den ganzen Tag dabei und freut sich über die gelungene grenzübergreifende Zusammenarbeit. Sein Credo: “Das muss vertieft werden!”

Landrat Franz Löffler zieht sein Fazit: Eine rundum gelungene Übung. Immerhin habe man beim Brand auf der Osserwiese und bei Busunfällen in der Vergangenheit schnell erkannt, wie wichtig solche Übungen sind, wenn es ernst wird. Er dankt den mehr als 2500 Mitwirkenden der größten Katastrophenübung in Ostbayern für ihren Einsatz. Dem schließt sich auch der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann an. Er hat den Schluss der Übung aus der Luft beobachtet, weil er mit Ministerpräsident Markus Söder nach einer Randale von Asylbewerbern in Waldkraiburg war. Aber auch er sieht das Geld des Freistaates für die Ausrüstung gut angelegt und weiß: “Wir werden mehr brauchen.” Um 15.30 Uhr verkündete Landrat Franz Löffler: “Die Übung ist beendet!” Und hinter ihm erscheint das Bild eines toten Keilers mit der Überschrift: Roter Eber - toter Eber!

MEHR BILDER UND VIDEOS UNTER:
www.mittelbayerische/cham.de